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Außer dem "Neuen Rathaus" trägt in Wilster noch eine Stiftung den Namen der großen Wohltäterin Louise Doos. Es ist ihre Bibliothek, die sie der "großen Stadtschule und der hiesigen Mädchenschule" vermachte, und die heute wohlgeordnet im "Alten Rathaus" aufbewahrt wird. Testamentarisch regelte die Etatsrätin Doos auch die Verwendung ihrer Bücher: "Diejenigen Werke, welche für die Jugend brauchbar und passend sind, so wie solche Werke, die sich durch ihre Seltenheit oder die Schönheit der Ausgaben auszeichnen, sollen ausgesucht und aufgestellt werden. Das nicht brauchbare soll allmälig verkauft und für das daraus gelöste Geld sollen wieder neue und für die Jugend paßliche Bücher angeschafft werden."

Als die Etatsrätin starb, umfaßte die Doos'sche Bibliothek knapp 5.000 Werke in etwa 10.000 Bänden. Darunter waren auffallend viele "Kupferbände" und Werke, die Landkarten und Holzschnitte enthielten, Eine stattliche Bibliothek also, für die damalige Zeit aber nichts Ungewöhnliches. Zu Rang und Reichtum gehörte es in der Goethezeit, dass man umfängliche Familienbibliotheken nachweisen konnte. Zuweilen nur zur Repräsentation. Bei der Doos'schen Bibliothek war das nachgewiesenermaßen anders. Den Grundstock bildete alter Familienbesitz. Durch Erbschaften kamen geschlossene Bibliotheken mit ausgefallensten alten Werken dazu, und außerdem erwarb der Kanzleirat aus vielseitigem Interesse Bücher aus allen Wissensgebieten dazu - neu oder antiquarisch auf den großen Bücherauktionen jener Zeit. Zeitzeugenberichte belegen, dass die Bibliothek im Doos'schen Haus intensiv genutzt wurde. Die Naturwissenschaften und die Geschichte waren wohl die am meisten vertretenen Bereiche, viele Werke behandelten aber auch theologische und philosophische Fragen oder die Rechtswissenschaft und Pädagogik. Eine Fülle von Jugendbüchern aus den Jahren 1780 bis 1800 waren für den jungen Sohn angeschafft worden.

Die Doos'sche Bibliothek blieb jahrzehntelang in der Aufsicht der Schulmeister und Prediger. 1851 wurde zum ersten Mal der Bestand verringert. Im "ltzehoer Wochenblatt" war zu lesen, dass "für Rechnung der Dooseschen Bibliothek 2 bis 3.000 ältere Bücher" verkauft wurden. 1870 gab es in der Stadt Unruhe, weil Rektor Heyer als Bibliotheksverwalter rund 200 Werke verkaufen wollte. Lehrer und Bürger protestierten. Heyer verteidigte sich damit, dass er dem Testament der Etatsrätin entsprechend das "Interesse der Jugendbibliothek" vertrete, und dass ihm der Kieler Antiquar, dem er die Bücher zum Verkauf angeboten habe, den größten Teil ohnehin als "wertlose Makulatur" nicht abnehme. Noch 1897 war man in Wilster der Meinung, dass "eine ganze Reihe von Büchern mit der Zeit für unsere Einwohnerschaft fast ganz wertlos geworden sind und eigentlich nur noch antiquarischen Wert haben. Dass der Erlös aus solchen Büchern aber nur ein äußerst geringer ist, dürfte klar sein". Heute wird der Verlust so vieler Bücher bedauert ...

Viele Jahre hindurch ist die Doos'sche Bibliothek als Volksbücherei genutzt worden, für jedermann zugängig und laufend durch Auf- und Verkäufe aktualisiert. Im Zweiten Weltkrieg waren die Bücher ausgelagert. Als sie danach unversehrt wieder nach Wilster zurückkamen, machte sich der heutige Kreisarchivar Otto Neumann sehr verdient darum, die Doos'sche Bibliothek neu zu ordnen und zu katalogisieren. Rund 2.700 Werke konnten über die Zeiten gerettet werden. Darunter sind äußerst sehenswerte und seltene Kostbarkeiten, die es gilt, für künftige Generationen zu erhalten.

Quelle: 700 Jahre Stadt Wilster (erschienen 1982) - Jutta Kürtz


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