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Ein von dem Verfasser aufgestelltes Verzeichnis der Dooseschen Bibliothek bringt, nach den verschiedenen Wissensgebieten aufgegliedert, die einzelnen Werke mit Angabe der Verfasser, der Titel, der Anzahl der Bände, der Verleger, der Verlagsorte und der Erscheinungsorte. In besonderen Registern werden in alphabetischer Folge die Namen der Verfasser, der Verleger und der Verlagsorte aufgeführt. Erstdrucke sind in dem in der Bibliothek benutzten Verzeichnis hervorgehoben.

Bis auf einige Werke stammen alle Bücher aus der Zeit vor 1800. Zur Illustration verwandte man nur Kupferstiche oder Holzschnitte. Da es sich bei der Dooseschen Bibliothek um teilweise sehr kostbare Werke handelt, sind diese weitgehend illustriert. Über den Wert, den man den mit Kupferstichen illustrierten Werken früher beilegte, werden wir durch ein vierbändiges Auktionsregister unterrichtet. Es wurde um 1777 über den Büchernachlass des Glückstädter Etatsrates Michaelsen aufgestellt und ist heute noch in der Dooseschen Bibliothek vorhanden. Danach kamen damals etwa 23.000 Bücher zur Versteigerung. Für den Freund der Bibliographie dürfte es interessant sein, durch Blättern in den Registern, die Bücherei des hoch gebildeten Glückstädter Regierungsbeamten und Bürgers in der Goethe-Zeit kennen zu lernen. Leider verzeichnet nur ein Band der Auktionsregister auch den Preis verkauften Bücher sowie die Namen und Wohnorte der Käufer. Aus diesen Angaben ist zu erkennen, dass die seltenen und prachtvollen Werke mit "Kupfer" teilweise mit Summen bis zu 100 Reichsthalern bezahlt wurden. (Für einen Reichsthaler erhielt man damals 3 bis 4 Pfund Butter!)

Mehrere solcher "Kupferbände" sind noch heute in der Dooseschen Bücherei im alten Rathaus vorhanden. Auch der Besitzer dieser wertvollen Bücherei, der Wilstersche Kanzleirat Doose, maß seinen Büchern mit den prachtvollen Bildern großen Wert bei. Das lässt auch das Testament der verwitweten Etatsrätin Doose von 1829 erkennen, in dem sie die ganze Bücherei, damals etwa 10.000 Bände umfassend, der Stadtschule schenkte mit der ausdrücklichen Bestimmung, die prächtigen "Kupfer" und Landkarten recht schonend und sorgfältig zu behandeln und nicht auszuleihen. Obgleich durch Verkauf vieler Werke, für den Erlös sollten damals "moderne" Bücher für die Schüler gekauft werden, der Bestand sich auf 2.700 Bände verringert hat - ohne die nun noch hinzugekommene Bücherei der Brüder Witt - ist die Anzahl der mit "Kupfer" gezierten Werke verhältnismäßig noch sehr groß. Das trifft besonders für die naturkundliche und geographische Abteilung zu. Hier finden wir "Kupfer", die "mit der Hand erleuchtet sind", also jeder Kupferstich durch Handmalerei mit Farbe überzogen ist. Es sei nur an die prächtigen Muschelwerke, die "Insektenbelustigung" und die "Dänische Flora" erinnert, die stets die Bewunderung und das Entzücken der Betrachter erwecken. Es sind Werke von Regenfuß darunter, der nach 1750 als Hofkupferstecher am königlichen Hofe in Kopenhagen im Hof- und Staatskalender verzeichnet ist. Aber auch die Geschichts- und Literaturwerke sind mit vielen Porträtskupfern, mit Titel-, Kopf-, Anfangs-, Text- und Schlussvignetten in Kupferstich und Holzschnitten versehen.

Stadtbilder und Festungsanlagen kommen hinzu. Wenn auch nicht immer, so sind doch viele Stiche in bescheidener, kleiner Form mit den Namen der Maler und Kupferstecher versehen. Die Genealogen dürften sich über die "Oeconomische Encyklopädie" von Krünitz freuen, bringt sie doch als Titelblätter des Werkes mit 124 Bänden über 120 "Porträtkupfer", darunter ein Bildnis von dem in der Bibliothek so oft vertretenen Daniel Chodowiecki. Es ist von seiner Tochter gestochen. Fast bei jedem dieser 120 "Porträtkupfer" sind Maler und Kupferstecher angeführt. Wie weitgehend der Inhalt dieser Kupferstiche ist, mag daraus zu entnehmen sein, dass das achtbändige Werk von Beeverell über Groß-Britannien und Irland (bei Vander in Leiden 1767 erschienen) sehr viele Städteansichten dieser Länder bringt.

 Namen vie Chodowiecki, Geyser, Gessner, Meil, Schmidt, Oeser u. a. treten einem oft entgegen. Vertieft man sich in die Werke dieser Meister in der Dooseschen Bibliothek, so gewinnt man Freude an der "unglaublich fruchtbaren Phantasie", an der "feinen Technik", an der "geistigen und künstlerischen Produktion« (Dr. Rümann) dieser Kunsterzeugnisse. Die Sache und die Freude vieler Besucher an diesen Schätzen rechtfertigen den Hinweis auf diese Werte, die sich über die Jahrhunderte gerettet haben und jetzt den Interessenten zugänglich sind.

Das aufschlussreiche Verzeichnis befindet sich in der Breitenburger Schlossbücherei. Die umfangreichen adligen Schlossbibliotheken ausgenommen, dürfte die Bücherei des Gottw. Müller neben der des Etatrates Michaelsen in Glückstadt und der des Kanzleirates Doose in Wilster zu den größten unserer Gegend gerechnet werden.

Quelle: Steinburger Jahrbuch 1973 (Autor: Otto Neumann)

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