Bereits im Jahre 1163 wird erstmals auf das Vorhandensein einer Kirche hingewiesen. Es dürfte sich dabei um einen Feldsteinbau gehandelt haben. Von diesem Bau sind keine nähere Details bekannt. Viele Felsen aus der ersten Kirche wurden wahrscheinlich in dem Neubau der mittelalterlichen Kirche im 15. Jahrhundert mit verbaut. Erhaltene Abbildungen zeigen das Bild eines dreischiffigen, aus Backstein errichteten gewölbten Hallenbaus mit einem angesetzten langen Chor und einem achteckigen Turm, der mit einer Ecke sehr ungeplant in die dicke Westmauer des Langhauses hineinstößt. Diese Hallenkirche war im 18. Jahrhundert baufällig geworden. Nach langen Diskussionen über einen Neubau oder evtl. Umbauten entschied man sich, den in Quitzow bei Perleberg 1713 als Pastorensohn geborenen
Ernst Georg Sonnin mit dem Neubau zu beauftragen. Ernst Georg Sonnin hatte zuerst Theologie, Philosophie und Mathematik studiert, bevor er sich dann in Hamburg der Baukunst zuwandte und sich bei dem mächtigen Bau der großen Michaeliskirche in Hamburg einen Namen machte. Obwohl er sich, als er dann zwischen 1775 und 1780 die Wilstersche Kirche baute, nicht sehr modern gab, sondern eher in barocker Tradition blieb, hat er ein Werk von hoher Qualität geschaffen.
Ernst Georg Sonnin wusste dabei um die besonderen Probleme des protestantischen Kirchenbaus. Er hatte entsprechende Literatur sorgfältig studiert und ging auf das Besondere in Wilster ein. Den alten Turm riss er nicht ab, sondern erhielt ihn so, wie es auch schon in anderen Orten geschehen war.
Das neue eindrucksvolle mächtige Kirchenschiff wurde an einer der Breitseiten des Turms angelegt. Den Turmhelm ließ er um 4 m anheben und in eine neue Position bringen; dies war für die damalige Zeit ein Meisterstück.
Der Turm hat eine Höhe von 52 m. Die weitere besondere Leistung war jedoch der gut durchdachte Bau des Kirchenschiffs. Sein Anliegen war, einen Raum schaffen, in dem das Wort des Predigers von überall verstanden und dieser von jedem Platz gesehen werden konnte.
Deshalb war die Tiefe der mittelalterlichen Kirche unerwünscht und deren Pfeiler hätten nur im Wege gestanden. Die eingebauten Emporen sind dabei ein wesentliches Element des protestantischen Kirchenbaus. Bemerkenswert ist dabei, dass diese frei in den Raum gehängt wurden und nicht an den Pfeiler gebunden. Um diesen im Innern dadurch vielstufigen Raum aber als homogen geschlossen erscheinen zu lassen, legte Sonnin ihn wie einen großen Pavillon an. Im Außenbau steigt über seinem Sockel aus rustiziertem Mauerwerk mit niedrigen, stark versprossten Fenstern das Hauptgeschoss. Pilaster geben diesem die Gliederung, die großen Fenster sind mit eisernen Rahmen ganz dem Licht geöffnet. Den Kanzelaltar gab er nicht nur den Platz in der Achse, sondern hob ihn dadurch noch heraus, dass er ihn inmitten gerader und dann konkav schwingender Emporenlinien mächtig konvex in den freier gewordenen Raum hinein schob, als solle der Prediger in seine Gemeinde hinein gehoben werden. Die Orgel wurde zur Westseite genommen und so zur Gemeindeseite hinübergestellt.
Das ist offenbar sehr sorgfältig bedacht und dem Gesamtablauf des lutherisch-protestantischen Gottesdienstes gemäßer als der große Aufwand in der Michaeliskirche. Statt des Orgelplatzes über dem Altar, wie es vorher üblich war, erscheint über dem Kanzelaltar ein großes Kruzifix. Die Kirche war für 2.000 Gottesdienstbesucher erbaut worden.
Die Wilsteraner Kirche ist schlichter gebaut als die zwanzig Jahre zuvor konzipierte Hamburger Michaeliskirche, die Sonnin zusammen mit Joh. Leonh. Prey gebaut hatte.
Leider hat man bei der Restaurierung der Kirche, bei der es schwerste Bombenschäden von 1944 zu beheben galt, die Partie um den Altar nicht so ausgebaut, wie sie vorher mit den von Fenstern verschlossenen hohen Logen war. Auf Zeichnungen von Sonnin und einem Aquarell, welches die Trauerfeier für die Etatsrätin Luise Doos 1829 zeigt, ist dieses zu erkennen. Diese dichten Logen gaben ein Gegengewicht zu dem sich mächtig vorbauenden, in den Zierformen einfachen Kanzelaltar und waren wohl sehr bewusst so eingesetzt. Heute können 1.200 Besucher am Gottesdienst teilnehmen
Im zweiten Weltkrieg wurde auch die alte Marcussen Orgel zerstört. Im Jahre 1954 wurde mit dem Bau einer neuen Orgel durch die Orgelbaufirma Ernst Brandt in Quickborn begonnen. Die neue Orgel besitzt 3 Manuale, Pedal und 30 Register, wurde 1955 eingeweiht und 1990 auf den Namen "Bach-Orgel" geweiht. In den folgenden Jahren wurde die Orgel erweitert und renoviert; so bekam sie 1992 einen Zimbelstern (drehbarer Stern mit Glöckchen) und besitzt seit 1998 32 Register und einen 128-fachen Setzer, außerdem wurde der Prospekt vervollständigt. Seit 2001 beleben eine Rossignoi (Nachtigall) und ein Kuckucksruf mit sichtbaren Vögeln den Klang der "Bach-Orgel". Für die Interpretation spätromantischer Musik wurde zusätzlich eine Walze eingebaut.
Der wunderschöne Klang der Orgel und die gute Akustik in der Sonninkirche bieten einen sehr stilvollen Rahmen für die regelmäßig in der Kirche stattfindenden Konzerte und locken viele Besucher an.
Quelle: Broschüre 725 Jahre Stadt Wilster aus dem Jahr 2007
St. Bartholomäus-Kirche (Link in Wikipedia)